New Delhi - Ein Moloch mit 12,8 Millionen Einwohnern.
 

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1. + 2. Tag - New Delhi

Delhi, eine Stadt mit mehr als 12,5 Millionen Einwohnern, schien menschenleer zu sein. Im Taxi durchquerten wir, vom Flughafen Indira Gandhi kommend, die Stadt in weniger als 20 Minuten fast zur Hälfte. Wir hatten eigentlich 1-2 Stunden Fahrtzeit erwartet. Vermutlich lag es an der Kombination "früher Morgen und Sonntag nach Weihnachten", aber in einem hinduistischen Land waren wir mit diesem Erklärungsversuch nicht ganz zufrieden.

Das Hans Plaza Hotel, gleich um die Ecke des Connaught Place, hatten wir im voraus und nur wegen dessen Lage im Zentrum von Delhi gebucht. Wir erwarteten ein schmuckloses Betongebäude, das in den oberen Stockwerken das Hotel beherbergte. Wir wurden nicht enttäuscht, sondern mit dem Schick der 60er Jahre "belohnt". Für happige 95€ war es immerhin hinreichend sauber und beheizbar.
Der Januar ist für Europäer die ideale Reisezeit. Er ist der kühlste und trockenste Monat im Jahr, und in diesem Jahr war er mit 10-15°C sehr kalt. Wir froren uns durch die noch kälteren Nächte und häufig auch durch die Tage.
Delhi erkundeten wir ausschließlich mit den Autorik
scha's (Tuk-Tuk's). Die Fahrer dieser wendigen und schnellen Gefährte fuhren uns in halsbrechericher Geschwindigkeit für 1-3€ kreuz und quer durch Delhi.
Am Ankunftstag durchkämmten wir Old Delhi im Norden und am Folgetag die südlichen Stadtteile bis hinunter nach Nizamuddin.
Der Connaught Place war dank einer U-Bahn Erweiterung eine einzige lärmende Baustelle.
Dass Delhi sehr laut und stinkend von Abgasen und Fäkalien sein würde, hatten wir erwartet. Die direkte Konfrontation mit dem ständigen Gestank, der Armut und Bettelei auf der einen und eine sich modernisierende Metropole auf der anderen Seite, hat uns stark berührt.
Nirgendwo sonst auf der Welt änderten sich unsere Gefühle mit praktisch jedem Schritt.
 

Diaschau über die Sehenswürdigkeiten in Delhi. Die Diaschau lädt ~ 600kB bevor es losgeht.
 
1. Sonntagsmarkt am Connaught Place 6. Gartenmausoleum Safdar Jang
2. Rotes Fort 7. Lodi Gardens
3. Chandni Chowk Markt 8. Zitadelle Purana Quila
4. Lakshmi Narayan Mandir Tempel 9. Mogul Humayun's Grabmal
5. Indian Gate 10. Slums in Nizamuddin East

Sehenswürdigkeiten in Delhi:

[Mit dem roten Startknopf im Stadtplan kann man eine DiaShow mit große Bildern und kurzen Erklärungen starten.]
 

1. Der Sonntagsmarkt am Connaught Place (CP)
Nur wenige Minuten nachdem wir das Hotel verlassen hatten, erreichten wir zu Fuß den CP. Dieser befindet sich am nördlichen Ende vom Stadtteil New Delhi.
Der CP ist ein kreisförmiger  Platz, der von zwei Ringen mit eleganten Bogengängen und stuckverzierten Kolonnaden umrahmt wird. Die ersten Geschäfte eröffneten hier schon 1931 und seitdem scheint nur wenig renoviert worden zu sein.
New Delhi wurde von einem englischen Architekten um 1911 geplant und nach 20 Jahren fertiggestellt. Es sollte eine Stadt werden, die westlichen Klassizismus mit indischer Ornamentik verband. New Delhi ist eine Stadt mit klassischen englischen Formen, Prachtstraßen und Monumentalbauten.

2. Rotes Fort - Red Fort - Lal Quila
Das imposante Lahore Gate ist der Haupteingang zum Roten Fort in Old Delhi.  Wir hatten Glück, denn diese touristische Attraktion wurde an diesem Tag scheinbar nur von einheimischen Touristen besucht. Im Kontrast zum roten Sandstein waren überall Inder in leuchtenden bunten Saris, und die Kinder waren in noch grellere Teddimäntel gehüllt.
Das Fort wurde um 1648 fertiggestellt und bis 1857 von den Herrschern, meist mogulischer Abstammung, bewohnt. Es enthält zahlreiche Paläste, ein Bad, eine Moschee, sowie eine ausgedehnte Grünanlage. Die Paläste im Zentrum, mit Blick auf den hinter dem Fort vorbeifließenden Yamuna-Fluß, waren dem Harem vorbehalten. Die Paläste enthalten wunderschöne Marmorarbeiten, die früher reichlich mit Gold verziert waren.
 

3. Chandni Chowk Markt (wird auch Chatta Chowk genannt)
Früher eine Einkaufsstraße für Brokate und Edelsteine, die direkt auf das Rote Fort mit dem Lahore Gate zuläuft. Heute ist es eine Mischung aus Hindi-Tempeln und Straßenhändlern. Während wir die Seitengassen durchstöberten, fanden wir eine Freilichtreparaturwerkstatt. Hier wurde auf verstaubten Werkbänken am offenen Herzen der Videorecorder, Radios und DVD-Spieler gelötet. Was tatsächlich nicht geflickt werden konnte, wurde bis zur letzten Schraube ausgeschlachtet.
Zahlreiche Straßenhändler boten Leckereien für die Einheimischen an. Für Touristen ist es riskant, was "meine hungrige Prinzessin" jedoch nicht vor dem Testessen zurückschrecken ließ. In den Folgetagen und noch einige Wochen später bezahlte sie dafür mit Darmproblemen. ;-(
 

4. Lakshmi Narayan Mandir Tempel
Ein erfolgreicher Industrieller ließ um 1938 diesen Tempel bauen und weihte ihn der Glücksgöttin Lakshmi und ihrem Mann Narayan, einer Inkarnation des Vishnu.
Der Tempel ist ganz in Kastanienrotbraun und Ocker gehalten. Zwei Tempeltürme (shikharas) dominieren das Bauwerk. Die Stuckornamente sind häufig in Weiß abgesetzt. Besonders fotogen ist der Tempel bei Sonnenuntergang.
Der Tempelkomplex, auch Birla Mandir genannt, ist sehr sauber und man kann diesen, wie auch den Tempel, besuchen. Gegen Abend bilden sich lange Schlangen von Gläubigen vor dem Eingang.
Die Wände des Tempels sind mit Bildnissen von Vishnu und seinen Gefährten geschmückt. Fromme Hindutexte zieren die Wände.
Ein kleiner und ruhiger Park mit einem Marmorpavillion lädt zum Verweilen und Picknicken ein. Park und Tempel werden von einem lebensgroßen Granitelefanten bewacht.
Der Tempel ist ca. 1km vom CP entfernt und mit einer Autorik
scha in kurzer Zeit erreicht.

5. Indian Gate
Das Indian Gate liegt am östlichen Ende des Rajpath. Dieser ist eine 4km lange Prachtstraße, die von Grünflächen mit Zierkanälen und Springbrunnen gesäumt wird. Auf dem Rajpath fanden und finden prunkvolle Paraden und Aufmärsche statt.
Doch auch das 41m hohe monumentale Tor täuscht nicht darüber hinweg, dass das Indian Gate ein Kriegsdenkmal ist. Indische Soldaten haben nicht nur im eigene Land, sondern auch in zahlreichen Kriegen, wie z.B. dem Ersten Weltkrieg, gekämpft.
Das Indian Gate ist von einer sechseckigen Straße umgeben, über die der Verkehr vorbeigeleitet wird. Nicht weit davon entfernt steht die Baldachinsäule, die irgendwie auf das Foto gehört.

Indien 2005 - New Delhi - Indian Gate mit Baldachinsäule im Vordergrund. Allgegenwärtige Autorikscha's (Tuk-Tuk's) rasen vorbei

6. Gartenmausoleum Safdar Jang
Das Mausoleum liegt am südlichen Rand von Old Delhi und etwa 6km entfernt vom CP. Safdar Jang war der letzte Mogul- Herrscher und wurde 1754 darin beigesetzt. Das Mausoleum liegt in einem wunderschönen Garten, dessen hohe Wand den Lärm der Stadt fast vollständig abschirmt.
Das symmetrisch gebaute Grabmal wird von einer Zwiebel-kuppel gekrönt, und die Fassade besteht aus poliertem Sandstein mit wunderschönen Stuckelementen. Die Fußböden im Inneren sowie auf der äußeren Balustrade bestehen aus detailreichen Einlegearbeiten.
Sowohl der Garten als auch das Grabmal werden in einem hervorragenden Zustand erhalten und präsentiert. Allein der erste Blick durch das Eingangstor auf das Mausoleum übertrifft alle Erwartungen. Am fotogensten ist das Gartenmausoleum am Morgen, wenn der Sonnenstand noch niedrig ist.

7. Lodi Gardens
Delhi hat einige
große Grünflächen und traumhafte Gärten. Der Lodi Garden liegt mitten in einer Wohngegend und wurde 1936 angelegt. Von den zwei Dörfern, die hierfür weichen mußten, sind nur die Grabmale der Sayyid- und Lodi-Dynastien aus dem 15. Jahrhundert übrig.
Eine Steinbrücke, die Athpula, aus dem 17. Jahrhundert führt über einen kleinen See. Überall im Park und besonders rund um den See sitzen junge Liebespaare.
Die Lodi-Gärten laden zum Flanieren und Picknicken ein. Auch die Grabmale sind gut erhalten und für diese alleine rentiert sich der Spaziergang. Der Straßenlärm der Großstadt dringt nur selten bis hierher und man kann die Ruhe genießen.

8. Zitadelle Purana Quila - Altes Fort
Die Zitadelle liegt in unmittelbarer Nähe des New Delhi Zoo und nur 5-6km vom CP entfernt in Richtung Südosten. Das Fort wurde um 1530 auf einem alten Grabhügel erbaut, in dem man bei Grabungen Überreste aus der Zeit von 1.000 v.Chr. fand.
Auch dieses Fort liegt direkt am Yamuna-Fluß, der es ursprünglich auf beiden Seiten umfloss. Heute ist auf der Stadtseite ein Park mit einem See zum Tretboote fahren. Die Mauern sind, wie bei vielen Festungsanlagen in Indien, ungewöhnlich dick. Neben dem imposanten Eingangstor aus rotem Sandstein sind von den Palästen, Quartieren und Wohnhäusern nur  noch die Moschee und die Bibliothek erhalten. Das Fort ist im Innenbereich enorm groß und erinnert heute eher an eine Parkanlage mit einigen alten Gebäuden.
Von der südlichen Mauer kann man in dunstiger Ferne das Grabmal des frommen Humayun erkennen.

9. Mogul Humayun's Grabmal
Humayun war der zweite Mogul-Herrscher und ist in dem 1565 erbauten Grabmal bestattet. Das sehr gut erhaltene Grabmal liegt in einem gepflegten und weitläufigen Garten mit kleinen Wasserläufen. Das Gebäude wurde auf einem hohen Sockel aus rotem Sandstein, der mit zahlreichen Toren mit angrenzenden Kammern geschmückt ist, erstellt. Das Gebäude selbst wird von einer weißen Marmorkuppel gekrönt und die Wände aus rotem Sandstein sind mit Stuck verziert. Die zahlreichen Fenster sind mit Gittern, die aus Steinplatten in mühevoller Steinmetzarbeit herausgemeißelt wurden, verziert. Der Sarkophag besteht aus weißem italienischem Marmor.
Eigentlich ist dieses Grabmal eine Grabanlage, denn auch viele Familienmitglieder und Höflinge sind hier beerdigt.

10. Slums in Nizamuddin East
Auf der Suche nach einem bunten orientalischen Markt, der gegenüber des Grabmals sein sollte, stolperten wir in ein Slum, wo Menschen in Armut und vom Müllsortieren lebten. Viele lebten nicht nur vom Müll sondern sogar mit ihren wenigen Habseligkeiten direkt darin.
Im angrenzenden Wohnviertel, das die Galib Academy (ein berühmter Dichter) sowie sein Grab enthalten, gab es zumindest eine kleine Infrastruktur mit Bäcker, Metzger und Hindutempel.
So wie wir staunten, wurden wir auch bestaunt, denn hier verirren sich vermutlich niemals weiße Touristen hin. Gut das es die kalten Jahreszeit war, den Gestank im Sommer hätten wir vermutlich nicht ertragen können.

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Text: Norbert Roller / Januar 2005
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