Nordindien 2004 / 2005 - Rajasthan, Agra, New Delhi
 

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Nordindien 2004 / 2005   ( Ein Reisebericht von Christine & Norbert Roller) 
- 2.000 Kilometer im Zickzack durch Rajasthan -

 

„Wir haben das Abenteuer überlebt.“ Dieser Gedanke drängte sich uns förmlich auf, als wir den Leihwagen, zwar in mitgenommenen aber nicht schrottreifen Zustand, retournierten.

Selbstverständlich waren wir vorgewarnt, aber das es so kommen würde, hatten wir dann doch nicht erwartet.

Wie kommt man auf die Idee in Indien ohne Chauffeur zu reisen? Nun ich würde mal sagen: "Leichtsinn, Abenteuerlust, Adrenalin und eine abgesagte organisierte Rundreise reichten uns völlig für diese spontane Entscheidung aus."

Um das Fazit gleich vorwegzunehmen: Es war nicht einfach eine Rundreise, sondern ein Erlebnis das unsere Gefühle für Land und Menschen auf eine 14-tägigen Achterbahnfahrt mitnahm. Unvergesslich schöne, traurige und abstoßende Eindrücke wechselten sich in hoher Geschwindigkeit ab. Um das Erlebte zu verarbeiten flüchteten wir zur Übernachtung meistens in alte Paläste (Heritage Hotels) mit fast westlichem Standard.
Zugegeben das war feige, aber wir brauchten diese Idylle und die Sicherheit um das Erlebte zu verarbeiten. Nicht zuletzt war auch die Hygiene in den Bädern und im Hotelrestaurant für uns lebenswichtig.

 

Aber jetzt erst einmal zurück zum Anfang.
 

Indien 2005 - Udaipur - Souvenir-Laden im Gelände des Stadtpalastes von Udaipur

Die Planung:
 
Gut informiert aus
drei Reisführern (Lonely Planet / India, Dumont / Nord-Indien, Vis-à-Vis von DK Dorling Kindersley / Delhi, Agra & Jaipur) sowie zahlreichen Internetreiseberichten, buchten wir die Hotels entlang der Route schon aus Deutschland. Meistens jedoch über das Telefon, da es über E-Mail nicht zuverlässig funktio-nierte. Die Internet-Buchungssystem wie (WiredDestinations und AsiaRooms) funktionierten für uns schlecht, da am Ende die Rückbestätigungen oder doch die preiswerten Zimmer-Kontingente fehlten. Zimmer gab es in Indien ab US$5. Da wir jedoch eine kleinen Komfort (Wanne o. Dusche, warmes Wasser, Toilette im Zimmer, keine Insekten, Heizlüfter) wünschten, bewegten wir uns im Bereich der US$50 – US$170. Am teuersten waren die Großstädte und da allen voran Delhi, gefolgt von Agra und Jaipur. Delhi glänzte dabei mit teueren und heruntergekommen Hotels. 

Unterwegs mit dem Auto:
 
A
us dem Internet hatten wir die Erkenntnis, das die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit mit dem Auto bei 50km/h liegt. Das war definitiv nicht übertrieben. Auch wenn einige neue Autobahnen ohne Schlaglöcher waren, so verlor man endlos viel Zeit auf den Landstraße. Hier erreichten wir selten einen Schnitt über 25km/h.
Besonders kritisch war es in den Städten. Egal ob große oder kleine, es wimmelte von Fahrzeugen aller Art. Je tiefer wir in die Städte vordrangen, desto mehr wurde es Schrittgeschwindigkeit. Restlos chaotisch wurde es dann regelmäßig in den Kreiseln. Neben dem ungewohnten Linksverkehr, kratzten im absoluten Chaos und um jeden Zentimeter kämpfend Fahrräder, Eselskarren, Kamelkarren, Fahrradrikschah, freilaufende Ochsen, Motorroller, Tuk-Tuks, Autos, Überlandbusse und LKW´s an unserem kleinen Leihwagen entlang. Gegen Abend und mit zunehmender Dunkelheit eskalierte das Chaos bis der gesamte Verkehr unter einem Dauerhupkonzert stillstand. Der vermutlich taube Polizist, der das Gewühle aus der Mitte regeln sollte, konnte einem nur leid tun.
Sehr schnell lernten wir, das Blinken außerhalb von Delhi nicht wirklich wichtig ist. Den Rikschahfahrer, den wir rammten oder er uns, so genau wusste das keiner, interessierte der gesetzte Blinker nicht. Unsere abgerissene Stoßstange auch nicht wirklich. Eigentlich war es auch egal, den Erstens konnten wir in dem Gewühl die Tür nicht öffnen um nachzusehen und Zweitens sprachen wir sowieso keinen Brocken Hindi.
Wir versuchten es ab dann mit dem indischen Blinker. Ein aus dem Fenster gehaltener Arm unterliegt zwar dem Risiko von einem LKW oder Bus abgefahren zu werden, aber wir verschafften uns zumindest immer wieder Freiraum um aus der Mitte in kleinsten Schritten zur Ausfahrt zu gelangen. Dabei durfte man nicht vergessen, dass man mit der Hand am ausgestreckten Arm einen Blinker simulieren musste! (Hand zur Faust ballen und ausstrecken. Im Sekundentakt wechseln.)
Auf den neueren Autobahnen, wie zwischen Delhi und Jaipur, konnte man auch mal 100km/h riskieren. Aber nur wenn man eine lange Gerade vor sich hatte. Denn in und nach den Kurven gab es viele Überraschungen. Am Anfang waren wir noch in Panik, hatten uns dann aber doch an auf der falschen Spur entgegenkommende LKW´s, Kuhherden, verlorene Hinterachsen und Räder, mitten auf zwei Spuren liegen gebliebene LKW´s gewöhnt. Das LKW´s unbeirrt auf irgendeiner Spur fuhren und uns nach Hupen auf einer der beiden Seiten vorbeiwinkten fanden wir schon nach wenigen Stunden selbstverständlich. Damit dies auch wirklich jeder versteht, waren die "Regeln" auf jedem LKW hinten angeschrieben. "Blow Horn" und "Wait Side" oder das phonetisch geschrieben "Wait Said" waren klar und verständlich. Nur zur Vollständigkeit des Berichtes gebe ich zu, dass ich 30 Minuten brauchte um herauszubekommen, das nicht die meisten indischen LKW-Fahrer den arabischen Vornamen "Said" trugen, sondern das es ein Schreibfehler war. ;-)

Abseits der Autobahnen war jeder Kilometer eine Überraschung. Mal waren die Schlaglöcher so groß, dass wir mit unserem kleinen Auto hindurchfahren mussten und mal war die Straße mit so kleinen aber zahllosen Löchern übersäht, das wir nur im Schrittempo vorwärts wackelten. Die größte Überraschungen waren die Speedbreaker-Bodenwellen. Wir lernten schnell, das diese vor und in den Ortschaften ohne Warnschilder und fast nicht zu erkennen vor uns auftauchten. Waren wir am Anfang noch so mutig und bretterten ohne zu bremsen darüber, so wurden wir nach dem ersten Platten deutlich vorsichtiger. Jedoch nicht vorsichtige genug, denn wir hatten noch weitere Plattfüße und mussten sogar die Felgen geradebiegen lassen.

Nach einigen Tagen riskierten wir dann sogar eine Fahrt in die Nacht hinein. Ohne Straßenlampen und natürlich keinerlei Lampen an allem was kleiner als ein Auto war, hätte man auch als Blinder mit dem Auto fahren können. Als wir endlich die kleine Stadt hinter uns hatten, wurden die Überholmanöver der Anderen nur noch lebensgefährlich. Wir gaben klein bei und klemmten uns hinter den erstbesten LKW. Wir fuhren so dicht auf, dass kein weiteres Fahrzeug dazwischen passte und überlebten!
Erstaunlicherweise sahen wir trotz der chaotischen Fahrweise nur wenige Unfälle. Meistens LKW´s, die frontal aufeinander geprallt oder in den Kurven umgekippt waren. Die Fahrer waren irgendwie nie schwer verletzt. Vermutlich sprangen diese in letzter Sekunde aus dem Führerhaus.
 

 

Indien 2005 - Udaipur - Miniatur-Seidenmalerei nach alten Vorlagen. Dank überlieferter Maltechnik vom Orginal fast nicht zu unterscheiden.

 

Indien 2005 - Delhi nach Alwar - Die allgegenwärtigen Kamelkarren mit aufgemotzter "Zugmaschine".


Indien 2005 - Jaipur nach Udaipur - Das Überqueren der Überlandstrassen ist für Mensch und Tier gefährlich. Spezielle die Busse bremsen schlichtweg nicht.

Die Rundreise:
 
Die Tagesetappen hatten wir uns in 250km Strecken aufgeteilt. Wir wollten immer am Vormittag die Strecken fahren, die Sehenswürdigkeiten auf der Strecke gleich mit ansehen, und ab Mittag wollten wir das Tagesziel ausgiebig besichtigen. Schon am zweiten Tag war klar, dass wir weder die Distanz bewältigen noch die Sehenswürdigkeiten in Ruhe ansehen konnten und stellten gezwungener Maßen unsere gesamte Planung und viele Reservierungen um. Wir nahmen uns dann nur noch 150km und mindestens 2 Tage am gleichen Ort vor. In der Folge mussten wir auf unsere 2-tägige Kamelsafari in Bikaner (am Rande der Tar Wüste) und Mandawa (mit den tollen Havelis) verzichten. Den Rattentempel in Deshnoke, wo man barfuss zwischen den Ratten herumläuft haben wir uns indes gerne erspart.

Nachfolgend die Etappen unserer Rundreise, die jeweils auf einer eigenen Seite und mit reichlich Bildern und unseren persönlichen Eindrücken verschönert dargestellt werden.

 

 

Indien 2005 - Jagat nach Udaipur - Solche Beladungen sind keine Seltenheit und gelten nach indischem Standard als gerade mal voll.

1.Tag

26.12.

Ankunft am Morgen in New Delhi

 

 

 

Connaught Circus - Rotes Fort - Chandni Chowk - Lakshmi Narayan Mandir

 

2.Tag

27.12.

Delhi - Indian Gate - Safdarjungs Grab - Lodi Gardens - Purana Quila - Humayun's Tomb

 

3.Tag

28.12.

Alwar - Stadtpalast

159km

 

 

Samod Palace

138km

4.Tag

29.12.

Amber Fort - Stadtpalast - Palast der Winde

100km

5.Tag

30.12.

Udaipur

480km

6.Tag

31.12.

Udaipur - Stadtpalast - Jagdish Tempel

 

7.Tag

01.01.

Udaipur

 

 

 

Jagat - Hindu Tempel

100km

8.Tag

02.01.

Kumbhalgarh - Festung

65km

 

 

Jodhpur

190km

9.Tag

03.01.

Jodhpur - Fort Meherangarh - Jaswant Thada-Grabmal - Umaid Bhawan Palace

 

10.Tag

04.01.

Ajmer - Jain Tempel - Adhain-din-ka-Jhonpra-Moschee

197km

 

 

Pushkar

12km

11.Tag

05.01.

Salzsee von Sambar - Jaipur

159km

 

 

Amber - Fort

15km

12.Tag

06.01.

Bharatpur - Festung Lohagarh mit Stadtpalast

174km

 

 

Mathura - Vishram Ghats - Yamuna Fluss - Sri Krishna Janmboomi Tempel

174km

13.Tag

07.01.

Fatehpur Sikri

30km

 

 

Agra - Agra Fort - Taj Mahal

37km

14.Tag

08.01.

Agra - Taj Mahal - Itimad-ud-Daula

 

 

 

Delhi

210km

15.Tag

09.01.

Rückflug über Dubai nach Frankfurt

 

Indien 2005 - Agra nach Delhi - Nicht selten sind die Rückwänder der LKW's wunderschön und detailreich bemahlt.

Indien 2005 - Agra nach Delhi - Alte Jeeps und Kastenwagen verbinden die Städte mit den Dörfern in der Nähe. Voll besetzt sieht aber anders aus.

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Text: Norbert Roller / Januar 2005
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